Sylt lässt sich mit dem Fahrrad prima erkunden. Auch wenn der Wind gefühlt immer von vorne kommt – egal in welche Richtung man fährt. Für ungeübte Radler oder jene, die des Windes überdrüssig sind oder sich den Rückweg sparen wollen, werden jedoch zwei prima Alternativen angeboten:
An der Strecke kann man bequem die Tour abbrechen und in den Bus steigen, wobei man sein Rad hinten festzurrt. Oder man „leistet“ sich ein e-bike. Eine prima Sache, die dem Wind perfekt Paroli bietet und man im höchsten Gang gegen den Wind noch gute 30 km/h machen kann. Um’s vorweg zu nehmen: wir hatten beides realisiert. 🙂
Wir waren in Westerland recht zentral untergebracht und daher bot es sich an, einen Tag nach Norden zum Lister Ellenbogen und einen Tag nach Süden zur Hörnum-Odde zu radeln. Beide Touren sind etwa jeweils 50 Kilometer hin und zurück.
Entlang der Westküste geht es nach Norden durch herrliche Dünen-landschaften, unterwegs kommt man an einigen Sylter Sehenswürdigkeiten vorbei. „Seedüne“ oder „Dünental“ heißen hier die Wege. Vorbei an reetgedeckten Friesenhäusern erreichen wir dann Kampen mit dessen schwarz-weiß beringten Leuchtturm. Ab Kampen wird die Radtour landschaftlich richtig interessant. 300 m nach Ortsausgang sieht man schon die größte Erhebung der Insel, die Uwe-Düne. Natürlich mussten wir da rauf und genossen einen traumhaften Ausblick. Bei klarer Sicht zeigten sich uns hier sowohl die Nordsee als auch das Wattenmeer.
Kurz danach hat man einen unschlagbaren Blick auf das Tal des Naturschutzgebietes „Dünenlandschaft auf dem Roten Kliff“. Auch hier machten wir eine kurze Pause am Meer. Nun geht es das Tal hinab, dann gleich eine schöne Steigung hinauf in die bizzare Dünenlanschaft des Inselnordens. Hier türmen sich die bewachsenen Dünen besonders schön übereinander. Mit gutem Blick auf die Wanderdüne Sylts radelten wir weiter und ließen List zunächst mal links liegen – wollten wir doch Deutschlands nördlichsten Punkt, den Ellenbogen erreichen.
Der nördliche Abschluss von Sylt ist eine der schönsten Stellen der Insel. Hier ist Sylt noch sehr ursprünglich. Der Ellenbogen ist Naturschutzgebiet, und so finden sich nur wenige Spuren menschlicher Zivilisation: Zwei Leuchttürme aus dem 19. Jahrhundert und eine kleine Ferienhaussiedlung. Der Ellenbogen gehört zum Listland und ist damit Privatgelände. Die Erben des Listlandes verlangen an der Zufahrt zum Ellenbogen – nur für Autofahrer – eine Art Maut zur Instandhaltung der Straßen und den Dünenschutz. Die Wege führen durch die Dünen. In der Tat ist es dort wirklich sehr schön; bei einer kleinen (und einsamen) Strandwanderung konnten wir auch bis nach Dänemark blicken.
Auf dem Rückweg passierten wir dann noch List. Dessen Hafen scheint Gosch mit seinen Fischlokalen nahezu komplett übernommen zu haben. Auch wir genossen hier ein Krabbenbrötchen und dann die Busfahrt zurück. 😉
Die zweite Tagestour fährt vom ländlichen Sylt über ein Vogelschutzgebiet bis zur Dünenlandschaft mit Wattenmeerblick alle Landschaftsformen der Insel ab. Nicht ganz so abwechslungsreich wie die Nordtour, dafür aber vorbei an der berühmten Sansibar, bei dessen genaueren Betrachtung man sich allerdings fragen darf, woher der Erfolg eigentlich kommt. Eine mittelklassige Hütte, eingebaut zwischen den Dünen, von der aus nicht mal das Meer direkt zu sehen ist. Die meisten Hütten im Alpenvorland machen hier (bei gleichschlechter Sicht auf’s Meer) eine besseren Eindruck! Dennoch natürlich ein Muss, wenn man sich auf diesem Weg befindet.
Danach folgt ein sehr schöner Streckenabschnitt, auf dem man am Wattenmeer entlang durch eine sehenswerte Dünenlandschaft radelt. Wenig später erreicht man bereits den Ortseingang von Hörnum. Wir ließen unsere Räder am Hafen stehen und wanderten, vorbei am Leuchtturm Hörnum-Odde, den Strand entlang um Sylts südlichste Spitze zu umrunden. Dieses Naturschutzgebiet ist ein Muss für jeden Besucher der Insel. Von drei Seiten umtosen einen die Wellen, weite Sand- und Dünenlandschaften breiten sich vor einem aus. Kräftiger Wind auch hier!
Auf dem Rückweg genossen wir eine traumhafte Fahrt durch das Naturschutzgebiet Rantumbecken, das größte und artenreichste Seevogelschutzgebiet an der deutschen Küste.
Auf dem ca. 4 km langen Damm, der das Rantumbecken vom Wattenmeer trennt und neben den Vögeln auch vielen Schafen eine Heimat bietet, fährt man quasi zwischen Meer und Meer und der Wind pfeift einem um die Nase. Ein toller Abschluss unserer zweitägigen Fahrradtour mit vielen landschaftlich reizvollen Eindrücken.